Wohnungswirtschaft: Explosion bei nötigen Neubau-Mieten | FLZ.de

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Veröffentlicht am 06.05.2024 12:12

Wohnungswirtschaft: Explosion bei nötigen Neubau-Mieten

Handwerker arbeiten am Neubau eines Mehrfamilienhauses. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild)
Handwerker arbeiten am Neubau eines Mehrfamilienhauses. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild)
Handwerker arbeiten am Neubau eines Mehrfamilienhauses. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild)

Die sozial orientierten bayerischen Wohnungsunternehmen klagen über extrem gestiegene Kosten für neue Gebäude. Die rechnerisch wirtschaftlich nötige Miete bei Neubauten sei von 2021 bis 2023 um fast zwei Drittel gestiegen, erklärte der Verband der Wohnungswirtschaft (VdW) Bayern, in dem vor allem Genossenschaften oder kommunale Wohnungsunternehmen Mitglied sind, am Montag in München. Die Kosten pro Wohnung seien „viel zu hoch“, beklagte Verbandsdirektor Hans Maier. Das bremst auch den Neubau aus: „Mehr Wohnungen wird es von den Mitgliedern erst bei deutlich sinkenden Baukosten wieder geben“, sagte er.

Als zentrale Gründe für die Steigerung führt der VdW Baukosten und Zinsen an. In einem Rechenbeispiel für eine Wohnung, die 2021 noch mit einer Miete von 10,95 pro Quadratmeter wirtschaftlich hätte gebaut werden können, hält der Verband inzwischen 18,10 Euro für notwendig. Von der Differenz entfallen demnach 3,98 Euro auf höhere Baukosten, 2,56 auf höhere Zinskosten. „An dieser Preissteigerung verdienen die Vermieter nichts“, betonte Maier. „Die höheren Mieten decken nur die gestiegenen Kosten.“ Doch Mieten jenseits von 18 Euro pro Quadratmeter könnten sich die meisten Menschen bei Genossenschaften und kommunalen Wohnungsunternehmen nicht leisten.

Wer bereits in einer Wohnung der VdW-Mitglieder lebt, muss allerdings keine drastischen Mietsteigerungen fürchten, wie Maier klarstellte. Dort blieben die Steigerungen niedrig. „Das Problem ist der Neubau.“ Dort bräuchten die VdW-Unternehmen Förderung, um zu vernünftigen, sozialverträglichen Mieten bauen zu können - oder sinkende Baukosten.

Hier sieht Maier mehrere Ansätze. Einerseits hofft man beim Verband auf neue Techniken wie serielles Bauen. Andererseits kritisiert er zu strenge Bauvorgaben, beispielsweise bei Barrierefreiheit oder Energieverbrauch. „Die öffentlich-rechtlichen Vorgaben für den Wohnungsbau müssen auf den Prüfstand. Baugesetzbuch und Landesbauordnungen müssen entschlackt, das geltende Bauvertragsrecht geändert werden“, betonte er.

Im VdW sind nach eigenen Angaben 504 sozial orientierte Wohnungsunternehmen Mitglied, darunter 356 Genossenschaften und 110 kommunale Unternehmen. Sie verwalten rund 550.000 Wohnungen mit einer Durchschnittsmiete von 7,01 Euro pro Quadratmeter.

© dpa-infocom, dpa:240506-99-931548/2


Von dpa
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